Alevitentische Lehre

Alevi Kadınlar | Blog

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Hier werden wir uns mit Alevitischer Frauenarbeit, Gedanken, Beobachtungen auseinandersetzen und hoffentlich manche Inspiration teilen können.

Nachbetrachtung zu Sivas 1993 - 2023

Unsere Gedanken zum Gedenken an das Sivas-Massaker 1993 findet Ihr hier.



Vier Tore - vierzig Stufen - Vereinsarbeit

Gedanken zu Yol, den alevitischen Weg und die Frage, was dies mit unserer Vereinsarbeit zu tun haben könnte, findet Ihr hier.



Vereinsarbeit

Vereinsarbeit wird erleichtert durch viele tatkräftige Hände. Anregungen zur Gewinnung von ehrenamtlich Tätigen sind hier unter "Ehrenamtliche gewinnen und halten.pdf" nachzulesen.



Besprechungen und Online-Meetings


Besprechungen und Online-Meetings sind notwendig, aber leider manchmal auch zeitaufwendig und nicht immer produktiv. Einige Anregungen, die Effizienz von Besprechungen zu steigern, findet ihr im Anhang als Meeting-Spielregeln.pdf



Ehrenamtlich tätig sein? - Frauenpower entsteht im Kopf


Beruf, Familie und Ehrenamt müssen in keinem Widerspruch stehen. Nur wenn man etwas ausprobiert, weiss man, ob es funktioniert. Aufkommende Selbstzweifel kann man mit Selbstmotivationstechniken und dem Fokus auf das Positive begegnen. Das Positive sehen heisst nicht eine rosarote Brille aufsetzen, sondern erkennen, wofür es sich lohnt, sich zu engagieren.

Den eigenen Weg gehen, bedeutet immer, auch Widerstände zu überwinden. Deine Erfahrungen, deine positiven Erinnerungen, deine Talente werden dir Rückenwind geben. Es werden Stimmen von außen kommen, die hinterfragen, anzweifeln oder miesmachen („wer ist so blöd und arbeitet umsonst“, „Vereinsvorstand schaffst du nicht“). Du kannst sie ignorieren oder dir Abwertungen deines Könnens verbieten, aber der beste erste Schritt ist, ins Tun zu kommen, mal zum Verein hingehen, eigene Erfahrungen sammeln. Wer sich permanent mit überzogener Selbstkritik und Kritik an anderen, Sorgen, Kränkungen und Stress beschäftigt, der wird anfälliger für Ängste und Niedergeschlagenheit. Kehre diesen Prozess also ganz bewusst um, indem Du dich mehr auf deine Träume, Ziele, eigenen Stärken, positiven Eigenschaften und Talente fokussierst. Denk daran, Selbstvertrauen und Selbstakzeptanz, Spaß und Freude sowie ein funktionierendes Umfeld und positive soziale Kontakte sind wichtige Säulen für die eigene psychische Gesundheit.

In der Vereinsarbeit gibt es nicht immer Harmonie. Unterscheide, wann es auf Mitfühlen und Empathie ankommt und wann Führungsstärke sprich klare Ansagen gefordert sind, um nicht in der Harmoniefalle zu landen. Eigenmarketing hilft aus der Bescheidenheitsfalle, d.h. netzwerke, sei in Meetings präsent, feiere Erfolge. Traue dir Aufgaben zu, bei denen du deine Stärken zeigen kannst. Fehler passieren und sind Lernchancen. Tappe nicht in die Perfektionsfalle, das Pareto-Prinzip sagt, 20% Einsatz für 80% Ergebnisse.

Welches Wissen schlummert in dir? Deine Flexibilität, dein Mut, deine Begeisterungsfähigkeit, deine Intuition und Ausdauer wird benötigt für ein erfülltes Gemeindeleben.



Friedensgebet


Krieg reißt den Menschen brutal aus dem Gewohnten heraus, das Leben ist bedroht, Ängste steigen hoch. Der Verlust der Heimat bedeutet auch Zurechtfinden ohne geliebte Menschen, ohne vertraute Umgebung, ohne Arbeit in einem unbekannten Land mit fremder Sprache. Der Mensch wird ein Fremder in der Menge mit einem Koffer voller Sehnsucht.

Lasst uns überall wo wir sind füreinander dasein.

Das Universum ist die sichtbare Gestalt Gottes. Alle Lebewesen tragen etwas Göttliches in sich. Wenn alles mit allem verbunden ist, bleibt den Aleviten, bleibt dem Menschen nicht anderes übrig, als für Frieden zu beten:

Möge die Gewalt überwunden und Leid gemindert werden, möge Frieden herrschen mit Freundschaft und Segen, mit Gleichwertigkeit und Geschwisterlichkeit unter den Völkern. Mögen wir die Kraft finden, vergeben zu können, denn auch die Feinde sind Menschen. Wir müssen auf dieser einen Erde unseren Weg zusammen gehen.

Weil wir nach unserem Alevitischen Glauben alle mit Gott und miteinander verbunden sind, gilt es alles daran zu setzen, das Leben auf dieser Erde auf Liebe und Frieden aufzubauen.

Lieber Gott stärke unsere Einheit und trenne nicht. Lass uns ein reines Herz haben und ein reines Gewissen. Möge überall Frieden herrschen. Das ist unser Wunsch. Möge ihn unser heiliger Pir erfüllen. Im Namen der Wahrheit. Hü

 

 



Die Alevitische Frau

Mann und Frau sind gleichwertig und haben gleiche Rechte. In dem folgenden Zitat von Haci Bektas Veli kommt dies deutlich zum Ausdruck:

In der Gemeinschaftsrunde wird nicht nach Frau und Mann gefragt; Alles was Gott geschaffen hat, ist vollkommen; Wir sehen nicht auf den Unterschied von Frau und Mann; Das Unvollkommene, das Unvollständige ist in deinen Gedanken“

In dieser Anschauung liegt der Hauptunterschied zur Scharia. Bei den Aleviten ist die Frau vor allem ein Mensch. Die Gleichberechtigung von Mann und Frau ist ein Grundpfeiler des Alevitentums. Unser Glaube spricht allgemein vom Can (Seele) und unterscheidet damit nicht nach Mann oder Frau.

Da das Alevitentum ein Weg ist, in dem der Mensch über 4 Tore, 40 Stufen, durch verschiedene Ebenen und Dimensionen geht, um so am Ende das Stadium des İnsan-ı Kâmil (vollkommener Mensch) zu erreichen, kann es fähig sein, eine Alternative für tradierte, festgefahrene Rollenbilder und der Geschlechter-trennung sein.

Da wo sich die Praxis in einer Alevitischen Gemeinde oder Verband nicht viel von anderen gesellschaftlichen Gruppen unterscheidet, die Geschlechtergleichberechtigung weniger Thema ist, stets die Männer reden und Frauen sich vorwiegend in der Zuhörerinnenrolle bzw. in der Gemeindeküche wiederfinden, da gilt es Stopp zu sagen. Dazu hat jede Frau das Recht. Den Weg zu gehen, zu reifen, heisst für Männer auch in sich zu gehen, ihr Verhalten zu reflektieren und zu lernen! Es passt nicht zusammen, auf Alevitischen Facebook-Seiten oder im Cem die Ungerechtigkeit in der Welt zu beklagen und gleichzeitig die Frau ungleich zu behandeln oder die Beteiligung der Frauen klein zu halten. Warum auch immer, sei es mangelnde Bildung, fehlende Motivation oder fehlendes Bewusstsein, es gilt: „die Alevitische Lehre gleichberechtigt uns“. Das nicht zu beachten, schädigt unsere Glaubwürdigkeit in der Öffentlichkeit und als Integrationsvorbild.

Der Bund der Alevitischen Frauen Bayern steht an der Seite der Alevitischen Frauen und will ihre Weiterentwicklung zu einer starken Frau in der Gemeinschaft fördern. Hierdurch wird auch die Familie gestärkt.

Die Alevitische Frau muss lernen, ihre Rechte wahrzunehmen, um zufrieden und selbstbestimmt zu leben.



Den Weg gehen

Jeder Morgen kann mit einer Morgenroutine starten. Eine Morgenroutine, die dir Kraft gibt und Ausreden überwindet. Die 1. Entscheidung am Morgen: Aufstehen - Bewegen. Beginn den Tag mit Gedanken, was dir heute wichtig ist, was hat Priorität? Einen Beitrag in der Arbeit leisten?, mich um Wissen bemühen?, Fürsorge für meine Kinder zeigen?, fröhlich sein? Lebe im hier und jetzt. Denke nicht "ich versuche", "ich wünschte" "ich möchte" sondern "ich bin …". Ich bin einzigartig, ich bin aktiv, ich bin kreativ,....

Stell dir am Morgen drei Fragen: Wie kann ich wachsen? Was kann ich geben? Was kann ich feiern? Diese 3 Fragen geben dir eine positive Richtung. Natürlich gibt es manchmal Rückschläge, manchmal hast du eine falsche Entscheidung getroffen, manchmal fühlst du dich gestreßt, zweifelst du an dir. Aber es geht darum, wie du damit umgehst, wie du weitermachst, auf deinem Weg bleibst. Du wirst wachsen und am Ende des Tages nicht mehr die gleiche Person sein, die morgens aus dem Bett ging. Du hast etwas gemacht, das dir heute wichtig war, eine Erkenntnis gewonnen, du hast etwas Neues ausprobiert, du hast dich an einer schöne Blume am Wegrand erfreut. Du wirst mehr du selbst. Stufe für Stufe.

Besteige wie ein Pir ein Șeriat-Schiff, gleite auf den Tarikat-Ozean, werde ein Marifet-Taucher, um dann die Hakikat-Perle zu erreichen und herauszuholen.



Warum Alevitischer Religionsunterricht?


Der Alevitische Religionsunterricht (ARU) ist für die Herausbildung der eigenen Identität als Alevit für junge Menschen sehr wichtig. Denn hierzu muss ich lernen, was das Alevitentum überhaupt ist, seine Feiertage, seine Dichter, die 4 Tore und mehr. Der Unterricht gehört meiner Ansicht nach zum Kern des Gemeindelebens. Gesellige Veranstaltungen, Ausflüge und Vorträge finde ich überall, ob im Sportverein oder der VHS - die Konkurrenz ist groß. Aber über das Alevitentum erfahre ich nur etwas in der Alevitischen Gemeinde. Somit sorgt langfristig der ARU auch für eine Bindung zur Gemeinde.

Als zweiten Grund sehe ich, dass mit dem Alevitischen Glaube eine Orientierung und Halt gegeben werden kann. Der Weg, die 40 Stufen helfen mir bei der Entwicklung der Persönlichkeit, geben Anregungen auf gewisse Sachen zu schauen, sie zu durchdenken und machen mich am Ende besser. Denn wenn ich in der Schule nicht versetzt werde, wenn mein Arbeitsvertrag nicht verlängert wird, wenn ich allein in eine fremden Stadt des Berufes wegen umziehen muss, wenn mein Läuferknie kaputt ist und Joggen unmöglich wird, wenn ein geliebter Mensch unerwartet stirbt,... was hilft mir dann, was lässt mich nicht verzweifeln? Hier kann der Glaube Kraft schenken. Orientierung und Halt ist das, was wir Eltern unseren Kindern auf ihren Lebensweg auch mitgeben sollten.